Zur Einführung zwei Grundsätze:
Europäische Landschildkröten finden in ihren Heimatbiotopen eine ausgesprochen karge Vegetation, welche Ihnen als Nahrungsgrundlage dient. An diese rohfaserreiche, energie- und proteinarme Nahrung hat sich ihr Verdauungstrakt über die Jahrtausende hinweg perfekt angepasst. Jede Abweichung von dieser Ernährung wird deshalb nach mehr oder weniger kurzer Zeit zu Krankheit und Tod der Tiere führen!
Während der Sommermonate bildet Grünfutter, welches von sauberen, ungedüngten Wiesen und Brachlandflächen gewonnen wird, die Hauptnahrung unserer Schildkröten. Heimische Wiesenkräuter wie z.B. Löwenzahn, Klee, Luzerne, Milchdistel, Vogelmiere, Bärklau, Ackerwinde, Spitz- und Breitwegerich, sowie verschiedene Gräser werden gern genommen und sollen den Tieren den ganzen Tag über in ausreichender Menge zur Verfügung stehen. Das gesamte Pflanzenspektrum einer artenreichen Wiese sollte angeboten werden. Es schadet auch nicht, wenn immer etwas vertrocknetes Futter im Terrarium verbleibt. Manche Tiere nehmen gern gutes, krautreiches Heu.
Verschiedene Salate, insbesondere Romanasalat, Endivien und Gartenkresse sind zur Ernährung in den vegetationsarmen Frühjahrs- und Herbstmonaten geeignet. Kopfsalat, Eisbergsalat und Feldsalat sollte man dagegen eher meiden.
Obst und Gemüse kann als Ergänzung der Nahrungspalette hin und wieder (1-2x im Monat) in geringer Menge gereicht werden, darf aber immer nur als Nahrungsergänzung, nie als Hauptnahrung verstanden werden!
Pelletnahrung ist zur Ernährung unserer Landschildkröten prinzipiell abzulehnen!
Lediglich !ausschließlich! aus Gras und Kräutern hergestellte Nahrungspellets („Heucobs“) dürfen als Nahrungsergänzung gereicht werden.
Ein ! kleiner ! Teil der Schildkrötennahrung sollte aus tierischer Kost bestehen. Geeignet sind Hunde- und Katzenpellets; rohes, mageres Fleisch und Fisch sowie zerdrückte Mehlwürmer. Die letztgenannten Futtermittel dürfen dabei nur in kleinster Menge als Beifutter verwendet und nicht öfter als einmal im Monat gereicht werden!
Stets muß an eine ausreichende Versorgung der Schildkröten mit Kalzium gedacht werden. Sepiaschale, zermörserte Eierschalen, Knochenmehl und weiche Vogelkalksteine sind geeignet die Nahrung in entsprechender Weise zu ergänzen. Mindestens eine der genannten Kalziumquellen sollte den Schildkröten stets zur freien Aufnahme zur Verfügung stehen. Besonders gern genommen werden zerkleinerte Eierschalen, welche in flachen Schälchen angeboten werden. Ergänzend kann auch das ggf. etwas angefeuchtete Grünfutter bestreut werden.
Vitamin-Mineralstoff-Mischungen wie Vitakalk® oder Korvimin ZVT® können vor allem in der Zeit der Salatfütterung regelmäßig über das Grünfutter gestreut werden. Vorsicht ist dagegen mit reinen Vitaminpräparaten geboten, welche oftmals einen sehr hohen Vitamin A-Gehalt besitzen und somit für Landschildkröten völlig ungeeignet sind.
Neben dem Kalzium ist eine ausreichende Versorgung mit Vitamin D3 für ein gesundes Panzerwachstum unbedingt notwendig. Nur bei ausreichender UVB-Bestrahlung und artgerechter Ernährung sind Schildkröten in der Lage Vitamin D3 in ausreichender Menge, aus mit der Nahrung aufgenommenen Vorstufen, selbst zu synthetisieren.
Um zu vermeiden , dass die Tiere größere Mengen anhaftenden Bodengrunds mit der Nahrung aufnehmen, sollte das Futter prinzipiell in flachen Schalen oder auf Tabletts gereicht werden.